Transformations-Checkups: Führung im digitalen Transformationsprozess
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Viele digitale Transformationsprojekte sind von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Transformations-Checkups tragen dazu bei, dass die Geschäftsleitung Chancen digitaler Erneuerung erkennt, verschiedene Geschäftsmodelle testet, innoviert, sich richtig positioniert und Teams erfolgreich durch die Digitalisierung führen kann.
von FFHS MAS Wirtschaftspsychologie Dozenten Dr. Tobias Heilmann und Bora Altuncevahir
Die Digitalisierung ist integraler Bestandteil unternehmerischen Fortbestands in allen Branchen geworden1. So bedrohen digitale Plattformen wie etwa Uber die Taxibranche, ohne eigene Fahrer und Fahrzeuge zu besitzen; Airbnb revolutioniert die Hotelbranche – ohne eigenem Immobilienvermögen2. Viele digitale Transformationsvorhaben scheitern aber seitens Geschäftsleitungen, weil vier Digitalisierungstreiber unberücksichtigt bleiben, d.h. (a) Digitalisierung in der Geschäftsleitung nicht vollumfänglich verstanden und / oder erkannt wird; (b) vorhandene oder gewünschte digitale Plattformen nicht optimal gemanaged oder geplant wer- den; (c) das Geschäftsmodell nicht pas- send zur digitalen Plattform innoviert resp. angepasst wird – und (d) damit die Grundlage für die richtige Führung samt Umsetzung fehlt. Die gängige Innovationsforschung vernachlässigt die Kombination dieser Digitalisierungs- und Führungsfaktoren bislang. Vor allem werden die Ergebnisse der Führungsforschung ausgeblendet3. Das ist überraschend, da die wirtschaftspsychologische Forschung eine praxistaugliche, datenbasierte Lösung in Form eines Transformations-Check-ups generiert hat. Dieser ermöglicht es Geschäftsleitungen, präzise und flexibel diese vier digitalen Transformations- und Führungstreiber zu diagnostizieren und damit den digitalen Transformationsprozess erfolgreich zu planen, zu steuern und zu führen.
Digitale Transformationsbasis: Die richtige digitale Plattform und das passende innovative Geschäftsmodell.
Digitalisierung bedeutet, dass physische Dinge wie z.B. Haushaltgeräte mit Sensoren ausgestattet und mit dem Internet vernetzt werden. Anschliessend werden dadurch Daten gewonnen, analysiert und digitale Produkte entwickelt und angeboten. Eine digitale Transformation bedeutet aber mehr als Produktsensorierung. Es bedeutet primär die optimale strategische Auswahl, Positionierung oder operative Umsetzung einer digitalen Plattform – und der damit einhergehenden fundamentalen Neuausrichtung des Geschäftsmodells. Um die digitale Transformation erfolg- reich durchzuführen, muss die Geschäftsleitung die digitalen Transformationstreiber im Detail verstehen und deren Auswirkungen analysieren können. Das bedeutet im Kern, dass drei Faktoren zu Beginn eines jeden digitalen Transformationsprozesses bis an die Schmerzgrenze ausgelegt, in wiederkehrenden Zyklen analysiert und abgewogen werden müssen. Sonst drohen Marktverluste: erstens die Kenntnis und Möglichkeiten der Digitalisierung, d.h. die Vernetzung physischer Produkte, wie z.B. intelligente Haushaltgeräte; zweitens digitale Plattformen wie z.B. Google oder Amazon, d.h. das Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage, indem die plattformbetreibende Unternehmung Kontakt- und Konsumdaten der Endkunden sowie die Parameter der Unternehmen kennen, die auf der Plattform Daten ent- wickeln oder anbieten (z.B. Wetterstationen, die an Google Daten liefern); drittens die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle, eine Eruierung von mindestens 55 möglichen Geschäftsmodellen, die im Zuge der eigenen Digitalisierung relevant werden. Das ist deshalb relevant, da Geschäftsmodellinnovationen künftig für den Unternehmenserfolg sogar noch wichtiger werden als Produkt- oder Dienstleistungsinnovationen.

Transformationale Führung: Der Füh- rungstreiber digitaler Transformation in der Geschäftsleitung.
Aktuell gibt es nur eine Führungskonzeption, die empirisch nachweisbar eine signifikant positive Wirkung auf Innovationen besitzt: transformationale und transaktionale Führung. Vor allem transformationale Geschäftsleitungen beeinflussen allgemein Innovationen und digitale Transformationen im Spezifischen7. Denn sie motivieren und be- fähigen ihre Kader und Mitarbeiten- den so, dass die digitale Transformation optimal gelingt. Und das in allen Branchen8. Transformationale Führung zeichnet sich im Kern durch starke Motivations- und Kommunikationsanteile aus; die Geschäftsleitung versteht offenkundig die digitale Transformation und geht glaubwürdig voran, kann also Hintergrund, Sinn und Zweck der digitalen Transformation überzeugend, mitreissend und empfängergerecht kommunizieren. Ausserdem ist die Geschäftsleitung für Kader und Mitarbeitende wahrnehmbar unter- stützend und fördernd; d.h. sie stellt die notwendigen Ressourcen für die Entwicklung und Positionierung der digitalen Plattform vollumfänglich bereit und lässt Kader und Mitarbeitende bei der Anpassung und Umsetzung des richtigen Geschäftsmodells vollumfänglich mitwirken. Die Geschäftsleitung muss – um erfolgreich zu transformieren transaktional führen, d.h. den Fokus auf Umsetzung und Fehlerminimierung legen. Das ist die Grundlage. D.h., hier spielen die digitalen Transformationstreiber eine essenzielle Rolle, um die richtige Führung auf Basis der richtigen Randbedingungen und damit Ziele ableiten zu können. Wenn das nicht geschieht, führen resp. trans- formieren Geschäftsleitungen in die falsche Richtung, holen ihre Kader und Mitarbeitenden nicht richtig ab und binden diese nicht optimal ein. Gelingt dies, wird die digitale Transformation ein Erfolg sein.
Auf Basis dieses angewandten psychologischen Forschungszweigs können wir die Führung und den damit verbundenen Innovationserfolg präzise vorhersagen, d.h. modellieren und berechnen. Die wirtschaftspsychologische Forschung und Praxis bietet dank Transformations-Check-ups genau diese Lösung. Aber wie geht das?
Transformations-Check-up: Das digitale Transformations- & Führungsinstrument.
Der Transformations-Check- up für Geschäftsleitungen ermöglicht es, die vier digitalen Transformations-Treiber gezielt zu diagnostizieren und die Abhängigkeiten von einer digitalen Plattform sowie dem innovativen Geschäftsmodell abzuwägen – und darauf basierend die optimale Führungsstrategie in der digitalen Transformation dank vorgängiger Fixierung der Transformationstreiber vorzunehmen und auch zu überwachen. Der Transformations-Check-up mündet in konkrete Leitplanken und Kennzahlen, die ein erfolgreiches Managen der digitalen Transformation erst ermöglichen. Unsicherheit wird reduziert, Kosten werden minimiert und die Innovation in Form der digitalen Transformation wird mit deutlich erhöhter Wahrscheinlichkeit erfolgreich.
Tag:Digitalisierung